Ein besonderer Typ! Was unterscheidet den Boerboel von anderen Mastiffs?

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Sie sind groß und kräftig, mit breitem Kopf und kurzem Maul. Ihr Körper ist muskulös, ihr Gesicht oftmals faltig – und sie wollen „ihre Menschen“ beschützen. Die imposant aussehenden Mastiffs, auch Molosser genannt, haben ein wachsames und mutiges Wesen, zeigen sich aber auch sanft und loyal. Historisch wurden sie als Schutz- und Wachhunde gezüchtet, so auch der Boerboel, ein stattlicher Hofhund weißer Siedler in Südafrika. Wir von Boerboelz sagen als erfahrene Züchter: Er ist ein ganz besonderer Mastiff-Typ! Warum, das erklären wir im folgenden Vergleich.

Die Mastiffs der historischen Seefahrernationen

In dem spannenden Buch „The Boerboel – A Revision of the Origin and History of the Breed“ stellt der Autor Johan Swart verschiedene Mastiffs der historischen Seefahrernationen mit ihren Eigenschaften vor. Auf diese Weise geht er der Frage nach den Wurzeln des Boerboels auf den Grund, denn die Vorfahren dieser Hunderasse müssen in alten Zeiten auf dem Seeweg nach Südafrika gelangt sein. Uns dient seine Zeitreise dazu, eng verwandte Mastiff-Typen kennenzulernen und die Unterschiede zu unserem Bauernhund zu erfassen.

Steckbrief des Boerboels zum direkten Vergleich

Doch bevor wir uns in den Vergleich stürzen, zuerst ein kurzer Steckbrief des Boerboels, um die wichtigsten Fakten zur Hand zu haben.

Größe: Rüden: 64–70 cm / Hündinnen: 59–65 cm

Gewicht: Rüden: 65–90 kg / Hündinnen: 50–65 kg

Aussehen: Kompakter, muskulöser Körper / kurzes, glattes Fell in Farben wie Braun, Rotbraun, Gestromt oder Schwarz mit weißen Abzeichen / großer, breiter Kopf mit kräftigem Kiefer, athletische Statur

Charakter: Selbstbewusst, loyal, schützend, ruhig, aber wachsam / intelligent, familienbezogen, Misstrauen gegen Fremde / konsequente Erziehung und Ausbildung nötig

Verwendung: Wach- und Schutzhund / bei guter Sozialisierung Familienhund

Der Boerboel im Vergleich mit anderen Mastiff Typen

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Rafeiro do Alentejo, der Portugiesische Mastiff

Größe: Rüden: 66–74 cm / Hündinnen: 64–70 cm

Gewicht: Rüden: 45–60 kg / Hündinnen: 35–50 kg

Aussehen: Breite Brust / starker, rechteckiger Körper / sehr muskulöse Beine / bärenartiger Kopf / hängende, spitze Ohren und langer, gebogener Schwanz

Charakter: Liebenswert, aber energisch und äußerst selbstbewusst (arbeitet eigenständig), reift sehr langsam und lernt schwer Gehorsam

Verwendung: Seit Jahrhunderten Herdenschutzhund, der Schafe von den nördlichen Bergen in die Hochebene des Alentejo und wieder zurück treibt / kaum geeignet als Familienhund, da er eine rassetypische Aufgabe und viel Platz braucht

Vergleich zum Boerboel:

Die Unterschiede zum Boerboel fallen ins Auge: Der Körperbau des Rafeiro do Alentejos ist weniger kompakt, darum wiegt er deutlich weniger. Vor allem aber schützt er nicht Haus und Hof, sondern Schafherden. Seine Bindung an den Menschen ist deshalb nicht so intensiv, dafür agiert er enorm eigenständig und lässt sich schwer in eine Familie integrieren. Kleine Bemerkung am Rande: Johan Swart vertritt zu Recht die Ansicht, dass dieser störrische Geselle wohl nicht per Schiff nach Afrika gefahren ist.

Der Boerboel im Vergleich mit anderen Mastiff Typen

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Mastín Español, der Spanische Mastiff

Größe: Rüden: 77–88 cm (teils bis 100 cm) / Hündinnen: 72–85 cm

Gewicht: Rüden: 80–110 kg / Hündinnen: 70–100 kg

Aussehen: Sehr großer, massiger Molossor mit harmonischem, aber robustem Körperbau / kurzes bis mittellanges, dichtes Fell in Farben wie Gelb, Rot, Schwarz, Grau, Gestromt oder einfarbig / oft mit weißen Abzeichen oder Maske / breiter, kräftiger Kopf mit hängenden Lefzen

Charakter: würdevoll, ruhig und intelligent / treu gegenüber seiner Familie, oft misstrauisch gegen Fremde / wachsam, schnell gelangweilt / kann durch konsequente Erziehung zum loyalen Haustier werden

Verwendung: Herdenschutzhund, der das Vieh vor Wölfen und anderen Raubtieren schützt / stammt wahrscheinlich von antiken griechischen Hunderassen, die teilweise auch im Kampf eingesetzt wurden

Vergleich zum Boerboel:

Der Spanische Mastiff ist noch größer und schwerer als Boerboel, sogar in der weiblichen Variante. Doch auch er schützt nicht Haus und Hof, sondern das Vieh. Trotzdem lässt er sich besser in eine Familie einbinden als der Portugiese, dabei will er allerdings möglichst viel beschäftigt sein. Genau wie der Boerboel legt sich der Mastín Español im Notfall mit großen Raubtieren an. Mit dem Boerboel ist er laut Johan Swart wahrscheinlich nicht verwandt: Die Ähnlichkeiten sind gering und die Spanier hielten sich kaum an der afrikanischen Küste auf.

Der Boerboel im Vergleich mit anderen Mastiff Typen

Bildquelle: W. E. Mason (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Belgian_dogs_trained_to_draw_quick-firing_guns.JPG), „Belgian dogs trained to draw quick-firing guns“, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons: https://commons.wikimedia.org/wiki/Template:PD-old

Mâtin Belge – der belgische Mastiff

Der Belgische Mastiff, auch Belgischer Treibhund genannt, ist leider seit etwa 1960 ausgestorben. Allerdings gibt es Bemühungen, die Hunderasse mit ihrem typischen Erscheinungsbild wieder neu zu beleben.

Größe: Rüden: 69–78 cm, Hündinnen: keine Angabe

Gewicht: Rüden: 45–50 kg, Hündinnen: keine Angabe

Aussehen: Molosser mit schwerem Knochenbau und kräftiger Muskulatur / kurzes, glattes Fell / großer Kopf mit breiter Schnauze, halb hängende Kippohren / Schwanz oft kupiert, um Schäden beim Ziehen von Karren zu vermeiden

Charakter: Ruhig, ausgeglichen, gehorsam, unermüdlicher Arbeiter / Beute- und Schutztrieb gering

Verwendung: Historischer Zughund für Karren sowie Wachhund für Haus und Hof

Vergleich zum Boerboel: 

Die äußerliche Ähnlichkeit zum Boerboel ist definitiv gegeben: der kompakte, muskulöse Körper, der schwere Knochenbau, die Hängeohren, die breite Schnauze. Doch die Verwendung des Belgischen Mastiffs war eine komplett andere, und damit unterscheidet sich auch der Charakter: Während das eine Tier aktiv über sein Territorium wacht, zog das andere gehorsam schwere Karren hinter sich her. Ein Beschützerinstinkt war für den Mâtin Belge fehl am Platz. Bis nach Afrika wird er laut Johan Swart auch nicht unbedingt gekommen sein, denn dort gab es mehr als genug billige Arbeitskräfte.

Der Boerboel im Vergleich mit anderen Mastiff Typen

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English Mastiff – der englische Mastiff

Größe: Rüden: 76–91 cm, Hündinnen: 70–86 cm (Widerristhöhe)

Gewicht: Rüden: 73–100 kg, Hündinnen: 54–77 kg

Aussehen: Enorm großer Molosser mit massivem Kopf und begrenzter Farbpalette / sehr oft mit schwarzer Maske und weißen Abzeichen / kurzes, glattes Fell / tiefe Falten, hängende Lefzen und dreieckige Hängeohren

Charakter: ruhig und loyal, aber beschützend / selbstsicher und gutmütig, besonders gegenüber der Familie / Fremden gegenüber reserviert, aber selten aggressiv / konsequente Erziehung nötig

Verwendung: Wach- und Schutzhund für Anwesen und Familie, historisch auch als Kriegshund und Jagdbegleiter / heute vor allem Familienhund und Begleithund, der viel Platz und moderate Bewegung braucht

Vergleich zum Boerboel: 

Der Blick in das faltige, kantige Gesicht eines English Mastiffs ist mit einem gewissen Wiedererkennungseffekt verbunden. Ja, diese Tiere sehen dem Boerboel ziemlich ähnlich, auch ihr schützender und loyaler Charakter passt gut zum südafrikanischen Mastiff-Typ. Doch waren die englischen Mastiffs in alten Zeiten den hohen Herrschaften, und keinesfalls den Seefahrern vorbehalten. Ein solches Tier mit anderen Hunden außerhalb der Rasse zu kreuzen, zog die Todesstrafe nach sich. Schon wieder kein Treffer, sagt Johan Swart, und äußert im Anschluss eine interessante Vermutung, die im nächsten Kapitel folgt.

Boerboels Verwandte: Wo kommt der besondere Typ her?

Wer bis hierher gelesen hat, fragt sich bestimmt: Wo kommt denn nun unser besonderer Mastiff-Typ, der Boerboel, her, wenn er höchstwahrscheinlich nicht aus den Seefahrerländern stammt? Die Lösung liegt sozusagen auf dem Weg: Nach Johan Swart haben die mutigen Matrosen offensichtlich unterwegs Hunde mit an Bord genommen, zum Beispiel von den Kanarischen Inseln, wo unter anderem der Presa Canario zu Hause ist. In ihm haben wir einen sehr wahrscheinlichen Kandidaten für die Ahnenreihe unseres Boerboels gefunden.

Der Boerboel im Vergleich mit anderen Mastiff Typen

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Presa Canario (auch Dogo Canario), der kanarische Mastiff

Größe: Rüden: 60–66 cm / Hündinnen: 56–62 cm

Gewicht: Rüden: 50–65 kg / Hündinnen: 40–55 kg

Aussehen: Athletische, muskulöse Statur / kurzes, glattes Fell, oft mit weißen Abzeichen oder schwarzer Maske / breiter, massiver Kopf mit kräftigem Kiefer / kurze Schnauze und kleine, hängende Ohren

Charakter: Selbstbewusst, dominant, wachsam, loyal / stark ausgeprägter Schutzinstinkt, Fremden gegenüber misstrauisch / intelligent, aber eigenwillig / bei guter Sozialisierung familienfreundlich

Verwendung: Traditioneller Wach- und Schutzhund, verwendet für den Schutz von Vieh und Eigentum auf den Kanarischen Inseln, heute als Schutz- und Begleithund geeignet, aber nicht für Anfänger

Vergleich zum Boerboel: 

Der Presa Canario ist im Durchschnitt nur wenig kleiner und leichter als der Boerboel. Der Körperbau beider Rassen ähnelt sich sehr, ebenso wie der Charakter und die heute Verwendung. Sogar der enge Familienbezug bei entsprechender Sozialisierung ist gleich. Leider wurde der Kanare in der Vergangenheit als Kampfhund missbraucht, der Boerboel zum Glück nicht.

Den Boerboel live kennenlernen: bei uns in Hessen

Damit haben wir die Herkunft des Boerboels natürlich nicht vollends geklärt, aber einen intensiven Einblick in die Vielfalt der Mastiff-Rassen erhalten. Über die genannten Molosser hinaus gibt es noch viel mehr Typen und Kreuzungen, die eines näheren Blickes wert sind. Aber wir können die Augen nicht von unseren geliebten Boerboels lassen, darum züchten wir diese Rasse seit drei Jahrzehnten erfolgreich und vermitteln sie in die Hände von Zweibeinern, die diesen speziellen Mastiff genauso lieben wie wir.

Nehmen Sie Kontakt mit uns auf und kommen Sie uns besuchen: Vielleicht wartet gerade in unserer Zucht Ihr vierbeiniger Freund fürs Leben!

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